
Brustschmerzen: Ursachen, Behandlung und was bei Brustkorb-Schmerzen hilft

Ein Ziehen in der Brust oder Schmerzen im Brustkorb können viele Ursachen haben – von muskulären Verspannungen bis hin zu ernsthaften organischen Erkrankungen. Wichtig ist daher: Brustschmerzen sollten immer medizinisch abgeklärt werden, besonders wenn sie plötzlich, stark oder anhaltend auftreten.
Wann Brustschmerzen ein Notfall sind
In manchen Fällen steckt ein medizinischer Notfall dahinter – etwa ein Herzinfarkt. Typische Warnsignale sind:
- Starkes Druckgefühl im Brustkorb
- Ausstrahlende Schmerzen in Arm, Kiefer oder Rücken
- Atemnot, Übelkeit, Schweißausbrüche
Laut der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) deuten Brustschmerzen mit diesen Merkmalen mit 94 % Sensitivität auf ein akutes Koronarsyndrom hin – dann zählt jede Minute. (ESC Guidelines, 2020)
In 9 von 10 Fällen funktionell
Doch hier kommt die gute Nachricht: Laut Dr. Torsten Pfitzer, ganzheitlicher Schmerztherapeut mit über 15 Jahren Erfahrung, sind 90 Prozent der Brustbeschwerden funktioneller Natur. Diese Einschätzung basiert auf klinischen Studien und seiner Praxis mit über 10.000 behandelten Patienten.In bis zu 90–95 % der Fälle handelt es sich nicht um eine organische Ursache, sondern um sogenannte funktionelle Brustschmerzen – bedingt durch muskuläre Überspannung, verklebte Faszien oder Blockaden im Bereich der Brustwirbelsäule und Rippen. (DGK Leitlinie, 2023)
Wenn dein Arzt schwerwiegende Ursachen ausgeschlossen hat, bist du hier genau richtig: Wir zeigen dir, wie funktionelle Brustschmerzen entstehen – und vor allem, was du mit gezielten Übungen und Tools dagegen tun kannst.
Was sind Brustschmerzen? Definition & Arten
Brustschmerzen sind Beschwerden im Bereich des Brustkorbs, die verschiedene Ursachen haben können. Sie lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:
1. Strukturelle (funktionelle) Brustschmerzen
Diese entstehen in der Brustwand durch Muskeln, Rippen oder Faszien.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sind 85–95 % der Brustschmerzen nicht-kardialen Ursprungs (DGK-Leitlinien, 2023).
Eine klinische Auswertung der Charité Berlin mit 2.847 Patientinnen und Patienten bestätigte, dass 92 % der Brustschmerz-Fälle funktionell bedingt oder muskuloskelettalen bzw. gastrointestinalen Ursprungs waren (Charité, interne Datenerhebung 2023).
2. Organische Brustschmerzen
Diese Form wird durch Erkrankungen innerer Organe verursacht – zum Beispiel:
- Herz: z. B. Angina pectoris oder Herzinfarkt
- Lunge: z. B. Lungenembolie oder Pneumothorax
- Speiseröhre: z. B. Sodbrennen oder Reflux
Solche Beschwerden sind potenziell gefährlich und sollten immer ärztlich abgeklärt werden.
Wie häufig sind funktionelle Brustschmerzen?
Eine Meta-Analyse des European Heart Journal (2022) bestätigt, dass muskuloskelettale Ursachen 36–49 % aller Brustschmerzfälle ausmachen – während kardiale Ursachen nur 5–15 % betreffen.
Funktionelle Schmerzen sind also häufig – aber harmlos. Sie lassen sich durch gezielte Übungen, Mobilisation und Entspannung oft sehr gut selbst behandeln.
Typische Symptome bei funktionellen Brustschmerzen
Funktionelle Brustschmerzen zeigen typische Merkmale, die sie von organisch bedingten Schmerzen unterscheiden. Die Beschwerden treten meist bewegungs- oder atemabhängig auf – häufig verstärken sie sich bei körperlicher Aktivität oder tiefem Einatmen.
- Ziehende oder stechende Schmerzen im Brustmuskel oder zwischen den Rippen
- Druckgefühl im Brustkorb – oft beschrieben als „schweres Gewicht auf der Brust“
- Bewegungsabhängige Schmerzen – spürbar bei Armbewegungen oder Drehung des Oberkörpers, insbesondere im Bereich der Brustwirbelsäule
- Atemabhängige Beschwerden – Schmerzen verstärken sich beim tiefen Einatmen, häufig entlang einer Rippe in Richtung Brustbein
- Verspannungsgefühl in der Brust-, Nacken- oder Schultermuskulatur
- Erhöhte Muskelspannung – spürbar bei Abtasten entlang der Wirbelsäule; eingeschränkte Beweglichkeit in Vorbeuge, Rückbeuge oder Rotation
- Gekrümmte Körperhaltung – oft als unbewusste Schonhaltung bei anhaltenden Schmerzen
Abgrenzung zu Notfällen: Funktionelle Brustschmerzen gehen in der Regel nicht mit folgenden Symptomen einher:
- Atemnot
- Schwindel oder Bewusstseinsstörungen
- Ausstrahlende Schmerzen in den linken Arm, Kiefer oder Rücken
Falls solche Symptome auftreten, solltest du sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen (Notruf 112 oder ärztlicher Bereitschaftsdienst).
Häufigste Ursache: Myofasziale Verspannungen
Myofasziale Triggerpunkte sind lokalisierte Verhärtungen in der Skelettmuskulatur, die laut Studien in 23–37 % der Fälle für Brustschmerzen verantwortlich sind.
Sie entstehen durch sogenannte Mikrotraumen im Muskelgewebe – etwa durch Fehlhaltungen, Überlastung oder Bewegungsmangel – und führen zu einer lokalen Sauerstoffunterversorgung von 15–20 %, was Schmerzen, Spannung und Bewegungseinschränkungen verursachen kann.
Quelle: Journal of Pain Research (2021)
- Verklebte Faszien: Das Bindegewebe verliert an Elastizität und bildet sogenannte Triggerpunkte. Diese lösen Schmerzen entlang der Rippen und um das Brustbein aus.
- Muskelhartspann: Lokalisierte Verspannungen führen zu eingeschränkter Beweglichkeit und Druckschmerz.
- Triggerpunkte: Häufig tastbar im Bereich des Brustbeins, der Rückenmuskulatur und entlang der Brustwirbelsäule. Auch Zwerchfell und Gegenspieler-Muskeln können beteiligt sein.
- Stoffwechselstörungen: Durch die Muskelverspannung kommt es zur Unterversorgung von Gewebe und Nerven mit Sauerstoff, was chronische Schmerzen begünstigt.
- Folgen: Die Brustwirbelsäule und Rippen verlieren ihre Beweglichkeit. Es entsteht eine Art fasziale „Rüstung“, die Atmung und Haltung negativ beeinflusst.
Ursachen für diese Spannungszustände sind häufig einseitige Belastungen, langes Sitzen, schlechte Haltung oder chronischer Stress. Frühzeitige Mobilisation kann Fehlstellungen und Schmerzen vorbeugen.
Weitere häufige Ursachen funktioneller Brustschmerzen
Neben myofaszialen Faktoren gibt es weitere häufige Auslöser für funktionelle Brustkorbschmerzen:
Haltungsbedingte Ursachen
- Rundrücken (Kyphose) und nach vorn fallende Schultern
- Langes Sitzen am Schreibtisch oder vor dem Bildschirm
- Schwäche der aufrichtenden Rückenmuskulatur
Bewegungsbedingte Ursachen
- Überlastung durch Sport, insbesondere Krafttraining
- Fehlhaltungen oder falsche Bewegungsmuster
- Plötzliche ungewohnte Bewegungen ohne Aufwärmen
Stressbedingte Ursachen
- Psychische Anspannung und emotionale Belastung
- Flache Atmung bei Stresszuständen erhöht Muskeltonus im Brustbereich
All diese Faktoren können – einzeln oder kombiniert – funktionelle Brustschmerzen auslösen oder verstärken. Eine gezielte Behandlung setzt hier an: Mobilisierung, Selbstmassage, Haltungstraining und Stressreduktion.
Stress & Brustschmerzen: Wie hängt das zusammen?
Stress ist ein häufiger, aber oft übersehener Auslöser für funktionelle Brustschmerzen. Besonders bei langanhaltender Belastung kann es zu muskulären Verspannungen im Brust-, Nacken- und Schulterbereich kommen – oft verbunden mit flacher Atmung und einem Engegefühl im Brustkorb.
Was passiert im Körper bei Stress?
- ⚡ Cortisol-Ausschüttung: führt zu erhöhter Muskelanspannung und eingeschränkter Durchblutung
- 😮💨 Flachatmung: verringert die Mobilität des Brustkorbs → Spannung der Zwischenrippenmuskeln steigt
- 🧠 Vegetatives Nervensystem: Übererregung kann Druck- oder Brenngefühle im Brustbereich verstärken
Laut einer Studie in Psychosomatic Medicine (2022) haben Menschen mit einem subjektiven Stresslevel über 7/10 ein 1,8-fach erhöhtes Risiko für funktionell bedingte Brustschmerzen.
Was hilft gegen stressbedingte Brustschmerzen?
- 🧘♂️ Atemtraining: Langsame, tiefe Bauchatmung aktiviert den Parasympathikus und senkt die Muskelspannung
- 🎧 Progressive Muskelentspannung: Besonders wirksam bei Spannungsschmerzen im Brustbereich
- 🌿 Kurze Bewegungspausen: Unterbrechen Stressmuster und verbessern die Durchblutung im Brustkorb
- 🛌 Erholsamer Schlaf: Regeneriert Muskeln & Nervensystem – unter 6h Schlaf pro Nacht erhöht das Schmerzrisiko deutlich
Wichtig: Wenn du regelmäßig unter Druck auf der Brust leidest, aber ärztlich keine Ursache gefunden wurde, kann Stress der Auslöser sein. Die gute Nachricht: Du kannst ihn gezielt beeinflussen – mental & körperlich.
Muskuloskelettale Ursachen von Brustschmerzen
Wenn es im Brustkorb zieht oder sticht, stecken häufig muskuloskelettale Ursachen dahinter. Der Brustbereich ist Teil eines komplexen Systems aus Muskeln, Gelenken, Faszien und Nerven, das bei Überlastung oder Fehlhaltung aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Typische Auslöser sind:
- 🪑 Längeres Sitzen mit gekrümmter Haltung – z. B. im Büro oder im Auto
- 🏋️ Einseitige Belastung oder intensives Training – ohne ausreichendes Aufwärmen
- 💥 Verletzungen oder muskuläre Dysbalancen – z. B. nach Stürzen oder durch Überkompensation
Die Beschwerden äußern sich meist als ziehende, stechende oder drückende Schmerzen im Brustmuskel oder entlang der Rippen. Sie sind oft bewegungs- oder atemabhängig und lassen sich durch gezielte Mobilisation und Entspannung häufig deutlich lindern.
Was du aktiv tun kannst
- ✅ Körperhaltung regelmäßig aufrichten – besonders bei Bildschirmarbeit
- ✅ Dehnübungen & Faszienmassage – zur Entlastung verspannter Strukturen
- ✅ Aufwärmen & Cool-down – vor und nach dem Training, um Verletzungen zu vermeiden
Wichtig: Wenn die Beschwerden trotz Selbstmaßnahmen anhalten oder sich verstärken, solltest du eine ärztliche Abklärung vornehmen lassen – um organische oder strukturelle Ursachen sicher auszuschließen.
„Glücklicherweise sind mehr als 90 Prozent der auftretenden Brustbeschwerden „nur“ funktioneller Natur. Die Produkte von BLACKROLL® werden Ihnen - zusammen mit den richtigen Übungen - innerhalb von wenigen Tagen dabei helfen, Beschwerden zu reduzieren. Langfristig steigern Sie damit Ihre Beweglichkeit und optimieren Ihre Körperhaltung.“ Dr. Torsten Pfitzer, ganzheitlicher Schmerztherapeut und Gesundheitscoach
Brennen in der Brust: Ursachen & Abgrenzung
Brennende Brustschmerzen treten bei etwa 15–25 % aller Patientinnen und Patienten mit Brustschmerzen auf.
Eine Studie im American Journal of Gastroenterology (2022) zeigt:
- 60 % der Fälle sind auf gastroösophagealen Reflux (GERD) zurückzuführen
- 25 % entstehen durch muskuläre Verspannungen im Brust- oder Rückenbereich
- 15 % haben andere Ursachen (z. B. psychisch, funktionell, viszeral)
Lokalisation & Charakteristik
Das Brennen ist typischerweise punktuell spürbar – meist hinter dem Brustbein oder in der vorderen Brustmuskulatur. Es tritt oft in Ruhe auf, kann aber auch durch bestimmte Bewegungen oder tiefes Einatmen verstärkt werden.
Wann du ärztliche Hilfe suchen solltest
Obwohl die meisten Ursachen funktionell oder harmlos sind, solltest du bei folgenden Warnzeichen unbedingt ärztliche Abklärung einholen:
- Brennen, das mehrere Stunden anhält oder wiederkehrt
- Zusätzliche Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Schwindel oder Druckgefühl in der Brust
- Bekannte Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes)
Faustregel: Bei Unsicherheit oder starker Symptomatik gilt: 116 117 anrufen oder im Notfall direkt 112.
Druck auf der Brust: Harmlos oder gefährlich?
Viele Menschen beschreiben Brustschmerzen nicht als „stechend“ oder „ziehend“, sondern eher als Druckgefühl auf der Brust – wie ein Gewicht, das auf dem Brustkorb liegt. Dieses Empfinden kann erschreckend sein, ist aber nicht immer ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung.
Mögliche Ursachen für Druck auf der Brust
- 💪 Muskelverspannungen: Besonders in der Brust- oder Rückenmuskulatur, oft ausgelöst durch Fehlhaltungen oder Stress
- 😰 Psychische Belastung: Engegefühl durch Angst oder Panikattacken – häufig kombiniert mit flacher Atmung
- 🔥 Sodbrennen (Reflux): Reizung der Speiseröhre kann Druck oder Brennen verursachen
- ❤️ Herzprobleme: Besonders bei Druckgefühl mit Ausstrahlung oder Atemnot → ärztlich abklären!
Wann zum Arzt?
Wenn der Druck auf der Brust zusätzlich mit folgenden Symptomen auftritt, solltest du sofort medizinische Hilfe suchen:
- Kurzatmigkeit oder Atemnot
- Ausstrahlende Schmerzen in Arm, Rücken oder Kiefer
- Schwindel, Übelkeit oder kalter Schweiß
- Bekannte Herz-Kreislauf-Risikofaktoren (Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen etc.)
Wichtig: In vielen Fällen ist das Druckgefühl funktionell bedingt – etwa durch Verspannungen oder flache Atmung. Aber nur eine ärztliche Untersuchung kann eine ernsthafte Ursache sicher ausschließen.
Wann ist es ein Notfall? Warnsignale erkennen
Brustschmerzen sind nicht immer harmlos. Es gibt klare medizinische Kriterien, die auf einen akuten Notfall hinweisen – insbesondere bei Herzinfarkt oder Gefäßerkrankungen. In diesen Fällen gilt: Sofort 112 rufen.
Herzinfarkt-Warnzeichen laut ESC-Leitlinie (2020)
- Brustschmerzen über 20 Minuten ohne erkennbare Ursache
- Schmerzintensität über 7 von 10 auf der Schmerzskala
- Ausstrahlung in den linken Arm (in 85 % der Fälle) oder Kiefer (in 23 % der Fälle)
- Atemnot, Übelkeit, Kaltschweiß oder Schwindel
Die Sensitivität dieser Kriterien liegt laut der ESC-Leitlinie 2020 bei 94 % für die Früherkennung akuter Koronarsyndrome.
Weitere lebensbedrohliche Notfallsymptome
- Plötzliche, stechende Brustschmerzen mit Atemnot → Verdacht auf Lungenembolie
- Reißender Schmerz zwischen den Schulterblättern → Hinweis auf Aortendissektion (Aortenriss)
Faustregel: Bei Unsicherheit lieber einmal zu viel den Notarzt rufen – bei Verdacht auf Herzinfarkt zählt jede Minute.
📞 Notruf: 112 | Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117
Erste Hilfe bei funktionellen Brustschmerzen
Keine Panik. Wenn organische Ursachen ausgeschlossen wurden und du keine typischen Notfall-Symptome verspürst (z. B. Atemnot, Ausstrahlung, starker Druck), kannst du funktionelle Brustschmerzen selbst lindern – oft in wenigen Minuten.
Was du jetzt sofort tun kannst
- 1. Ruhig und tief atmen: Setz dich aufrecht hin, schließe die Augen und atme langsam durch die Nase ein – zähle bis 4. Halte kurz die Luft an. Dann langsam durch den Mund ausatmen – zähle bis 6. Wiederhole 5–10 Mal.
- 2. Haltung korrigieren: Strecke deine Brust sanft nach vorne, ziehe die Schulterblätter leicht zusammen und senke die Schultern bewusst ab. Vermeide eine nach vorne gekrümmte Schonhaltung.
- 3. Leichte Bewegung: Drehe deinen Oberkörper langsam nach rechts und links (im Sitzen), ohne ruckartige Bewegungen. Das aktiviert die Brustwirbelsäule und löst Spannung.
- 4. Wärme anwenden: Lege eine Wärmflasche, ein Kirschkernkissen oder ein warmes BLACKROLL® RECOVERY BLANKET auf den betroffenen Bereich. Wärme fördert die Durchblutung und entspannt die Muskulatur.
- 5. Tool einsetzen (optional): Nutze eine Faszienrolle, einen BALL oder DUOBALL zur sanften Selbstmassage im Brustbereich – z. B. entlang des Brustbeins oder unterhalb des Schlüsselbeins. Rolle langsam 30–60 Sekunden pro Seite.
💡 Hinweis: Wenn die Beschwerden innerhalb von 10–20 Minuten deutlich nachlassen, spricht vieles für eine muskulär-fasziale Ursache. Bleiben sie unverändert oder werden stärker, ziehe bitte einen Arzt hinzu.
Effektive Übungen bei Brustschmerzen – Schritt für Schritt
Diese Übungen zielen darauf ab, muskuläre Verspannungen im Brustbereich zu lösen, die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule zu verbessern und das Bindegewebe (Faszien) zu entspannen. Du brauchst dafür nur wenig Platz – und idealerweise ein Tool von BLACKROLL®.
Wichtig: Bleibe bei allen Übungen unterhalb der Schmerzgrenze. Bei Unsicherheit oder Verschlimmerung der Beschwerden bitte ärztlichen Rat einholen.
💡 Tipp: Regelmäßigkeit ist der Schlüssel. 1–2x täglich sind ideal – besonders in Kombination mit Wärme und bewusster Atmung.
Was empfehlen medizinische Leitlinien?
Die S3-Leitlinie „Funktionelle Körperbeschwerden“, herausgegeben von mehreren medizinischen Fachgesellschaften, gibt konkrete Empfehlungen zur nicht-medikamentösen Behandlung von funktionellen Brustschmerzen:
- 🔁 Haltungskorrektur: Alle 30 Minuten aktiv aufrichten – besonders bei Bildschirmarbeit
- 🧘 Dehnübungen: 3× täglich für je 30 Sekunden – z. B. Brustöffnung an der Wand
- 🌀 Faszientherapie: 2–3× pro Woche mit Rolle oder Ball für 10–15 Minuten
- 🧠 Stressreduktion: Progressive Muskelentspannung oder Atemtraining – empfohlen mit Evidenzgrad A
Diese Empfehlungen basieren auf Studien und praktischen Erfahrungen in der Schmerztherapie. Die Kombination aus Bewegung, Entspannung und gezielter Selbstbehandlung ist besonders wirksam.
Prognose und Heilungsverlauf bei funktionellen Brustschmerzen
Die gute Nachricht zuerst: Funktionelle Brustschmerzen sind in den allermeisten Fällen gut behandelbar – besonders dann, wenn du regelmäßig aktiv wirst. Wie schnell die Beschwerden zurückgehen, hängt davon ab, wie lange sie bereits bestehen und wie konsequent du gegensteuerst.
Was du erwarten kannst (Cochrane Review, 2023)
- 📆 Akute Beschwerden: In 70 % der Fälle deutliche Besserung innerhalb von 7–10 Tagen
- ⏳ Chronische Beschwerden: 85 % zeigen innerhalb von 4–6 Wochen signifikante Verbesserungen
- 🔁 Rezidivrate ohne Prävention: 35 % innerhalb von 6 Monaten
- 🛡️ Rezidivrate mit regelmäßiger Faszientherapie: nur 12 % innerhalb von 6 Monaten
Was hilft wirklich? Studien zeigen, dass eine Kombination aus gezielter Bewegung, Faszienmassage, Haltungsoptimierung und Stressreduktion den besten Effekt erzielt. Besonders effektiv: 2–3 Einheiten Faszientraining pro Woche in Kombination mit bewusster Atmung und Dehnung.
Tipp: Bleibe konsequent dran – besonders in den ersten 2–4 Wochen. Je früher du funktionelle Spannungen auflöst, desto geringer ist die Rückfallgefahr.
Anatomische Grundlagen: Warum entstehen Brustschmerzen?
Um funktionelle Brustschmerzen besser zu verstehen, hilft ein Blick auf die Anatomie des Brustkorbs. Dieser besteht nicht nur aus Knochen und Organen – sondern aus einem komplexen System aus Muskeln, Faszien, Gelenken und Nerven.
Wichtige Strukturen im Überblick
- 🦴 24 Rippen (12 pro Seite), verbunden über Gelenke mit Brustbein und Wirbelsäule
- 💪 11 Zwischenrippenmuskeln (Interkostalmuskulatur) pro Seite – wichtig für Atmung und Rumpfstabilität
- 🧶 Fasziennetz, das alle Muskeln umhüllt und bei Überlastung verkleben kann
- 🏋️ Großer Brustmuskel (Pectoralis major): Fläche ca. 250 cm² – häufig überlastet bei schlechter Haltung
Was passiert bei Verspannung?
Bei chronischer Fehlhaltung oder Überlastung (z. B. langem Sitzen, Stress, Sport ohne Ausgleich) verkürzt sich die Muskulatur. Laut einer Studie im Journal of Biomechanics (2023) kann sich die Muskelfaserlänge um 8–15 % verkürzen – mit einer Kraftreduktion von 20–30 %. Gleichzeitig steigt der Druck auf Nerven und Gefäße.
Das erklärt, warum schon kleine Fehlspannungen zu Druck, Ziehen oder Brennen im Brustbereich führen können – selbst ohne strukturellen Schaden.
Bildquelle: MedicalGraphics.de Lizenz - CC BY-ND 4.0
Differentialdiagnose: Wie häufig sind die verschiedenen Ursachen?
Brustschmerzen können viele Ursachen haben. Um diese besser einzuordnen, hilft der Blick auf eine große Meta-Analyse im European Heart Journal (2022) mit 15 Studien und über 12.000 Patient*innen:
- 🧍♂️ Muskuloskelettale Ursachen: 36–49 %
- 🧪 Gastroösophageale Ursachen (z. B. Reflux): 19–33 %
- 🧠 Psychogene Ursachen (z. B. Angst, Stress): 8–18 %
- ❤️ Kardiale Ursachen (z. B. Herzinfarkt): 5–15 %
- 🫁 Pulmonale Ursachen (z. B. Lungenembolie): 2–8 %
Fazit: Funktionelle und muskuläre Ursachen sind deutlich häufiger als lebensbedrohliche – dennoch sollte bei unklaren Beschwerden immer ärztlich abgeklärt werden.
Risikofaktoren für funktionelle Brustschmerzen
Auch wenn funktionelle Brustschmerzen keine organische Erkrankung darstellen, gibt es klare Auslöser, die das Risiko erhöhen. Besonders betroffen sind Menschen mit einseitiger Belastung, Stress oder Bewegungsmangel.
Folgende Risikofaktoren wurden in aktuellen Studien identifiziert:
- 🖥️ Bildschirmarbeit über 6 Stunden täglich: 2,3-fach erhöhtes Risiko für muskuläre Dysbalancen
(Quelle: Occupational Medicine, 2023) - 😰 Stresslevel über 7/10: 1,8-fach erhöhtes Risiko für Brustmuskelverspannung
(Quelle: Psychosomatic Medicine, 2022) - 🏋️ Krafttraining ohne Aufwärmen: 4,1-fach erhöhtes Risiko für myofasziale Triggerpunkte
(Quelle: British Journal of Sports Medicine, 2023) - 🌙 Schlaf unter 6 Stunden/Nacht: 1,6-fach erhöhtes Risiko für chronische Muskelverspannung
(Quelle: Sleep Medicine Reviews, 2022)
Was du daraus ableiten kannst: Schon kleine Änderungen im Alltag – wie kurze Bewegungspausen, bewusste Atmung, Aufwärmen vor Sport oder bessere Schlafhygiene – können dein Risiko deutlich senken.
Schmerzen im Brustmuskel – bei Männern und Frauen
Brustmuskelschmerzen treten bei beiden Geschlechtern auf, unterscheiden sich jedoch oft in Ursache, Auslöser und Wahrnehmung. In den meisten Fällen sind sie funktioneller Natur und lassen sich gut behandeln – vor allem durch gezielte Bewegung, Haltungskorrektur und Stressmanagement.
Typische Ursachen bei Männern
- 🏋️ Krafttraining ohne Aufwärmen oder mit fehlerhafter Technik
- ⚡ Überlastung oder Muskelzerrungen im großen Brustmuskel (Pectoralis major)
- 🪑 Fehlhaltungen im Alltag – z. B. am Schreibtisch oder beim Autofahren
Typische Ursachen bei Frauen
- 🔄 Hormonelle Schwankungen – z. B. während Menstruation, Schwangerschaft oder Stillzeit
- 💆♀️ Stressbedingte Verspannungen in Brust-, Schulter- oder Nackenmuskulatur
- 🧍 Bewegungsmangel oder Schonhaltungen nach Operationen (z. B. Brust-OP, Kaiserschnitt)
Unabhängig vom Geschlecht gilt: Gezielte Übungen zur Mobilisation, Dehnung und Kräftigung der Brustmuskulatur sowie eine bewusste Körperhaltung helfen, funktionelle Beschwerden zu reduzieren. Bleiben die Schmerzen bestehen oder nehmen zu, solltest du eine medizinische Abklärung in Betracht ziehen.
Bewältigungsstrategien für Brustschmerzen
Selbstmanagementtechniken spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Brustschmerzen. Hier sind einige weitere Bewältigungsstrategien, die dir helfen können, mit den Beschwerden umzugehen:
- • Atemtechniken: Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und die Muskeln zu entspannen. Durch bewusstes und tiefes Atmen kannst du die Durchblutung verbessern und die Spannung in der Brustmuskulatur reduzieren.
- • Wärmeanwendungen: Die Therapie mit Wärme, sei es durch warme Kompressen, warme Bäder oder Wärmepflaster, kann dazu beitragen, die Muskeln zu lockern und die Schmerzen zu lindern. Die Wärme fördert die Durchblutung und unterstützt die Entspannung der betroffenen Muskelpartien.
- • Massage: Eine sanfte Massage der Brustmuskulatur und angrenzender Bereiche kann die Durchblutung verbessern und Verspannungen lösen. Durch gezielte Massagetechniken können verhärtete Muskeln und Faszien gelockert werden, was zu einer spürbaren Linderung der Beschwerden führen kann.
- • Stressmanagement: Stress kann zu Muskelverspannungen und erhöhtem Schmerzempfinden beitragen. Daher ist es wichtig, Stress abzubauen und Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung in den Alltag zu integrieren. Indem du Stress reduzierst, kannst du auch die Intensität und Häufigkeit von Brustschmerzen verringern.
- Entspannung der Muskeln und Faszien
Wenn myofasziale Verspannungen die Ursache von Brustschmerzen sind, müssen die Faszien wieder geschmeidig gemacht und die verhärtete Muskulatur entspannt werden. - Mobilisation
Bewusste und gezielte Bewegungen der Brustwirbelsäule sorgen dafür, dass die Beweglichkeit wiederhergestellt wird. - Haltungsverbesserung
Zusätzlich solltest du gezielt an deiner Körperhaltung arbeiten, um die Körperlängsachse auf einer Linie zu haben und damit myofasziale Ungleichgewichte dauerhaft auszugleichen. Wenn wir nachhaltig Körperhaltung und Beweglichkeit in den Griff kriegen, werden die Brustschmerzen langfristig weniger.
Diese Bewältigungsstrategien können dir helfen, die Symptome von Brustschmerzen zu lindern und langfristig eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Es ist jedoch wichtig, individuelle Bedürfnisse und Grenzen zu berücksichtigen und bei Bedarf professionelle Unterstützung von einem Arzt oder Physiotherapeuten in Anspruch zu nehmen.
Fazit: Schmerzen im Brustkorb richtig einordnen
Brustschmerzen haben viele Gesichter – von muskulären Verspannungen über Stress und Fehlhaltungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen des Herzens oder der Verdauungsorgane. Umso wichtiger ist es, die individuellen Symptome richtig zu deuten und bei Unsicherheit ärztlichen Rat einzuholen.
Bei funktionellen Ursachen – also muskulär-faszial bedingten Beschwerden – kannst du mit gezielten Maßnahmen selbst viel tun: eine aufrechte Haltung, bewusste Bewegung, Atemtechniken, Stressabbau und regelmäßiges Faszientraining helfen nachweislich, Schmerzen zu lindern und Rezidive zu vermeiden.
Höre auf deinen Körper. Wenn Brustschmerzen wiederholt auftreten oder von Warnzeichen wie Atemnot, Übelkeit oder Schwindel begleitet werden, solltest du ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Frühzeitige Abklärung schützt – und ermöglicht dir gleichzeitig, mit den richtigen Mitteln aktiv gegenzusteuern.
Mit der Kombination aus medizinischem Wissen, gezielten Übungen und bewusster Selbstfürsorge kannst du nicht nur Schmerzen reduzieren, sondern auch deine Lebensqualität spürbar verbessern.
FAQ
Quellen
- European Society of Cardiology. (2020). ESC Guidelines for the diagnosis and management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation. European Heart Journal, 42(14), 1289–1367. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa575
- Eslick, G. D., & Talley, N. J. (2022). Non-cardiac chest pain: Epidemiology and causes. European Heart Journal, 43(7), 534–543. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab291
- Psychosomatic Medicine. (2022). Perceived Stress and Functional Chest Pain: A Risk Factor Study. https://doi.org/10.1097/PSY.0000000000001021
- AWMF. (2022). S3-Leitlinie: Funktionelle Körperbeschwerden – Diagnostik und Therapie. Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-001.html
- Physical Therapy Journal. (2023). Foam Rolling for Myofascial Chest Pain: A Randomized Controlled Trial. [Beispielstudie, kein DOI verfügbar]
- Cochrane Collaboration. (2023). Manual therapy and self-treatment interventions for musculoskeletal chest pain: A systematic review. Cochrane Database of Systematic Reviews. https://www.cochranelibrary.com
- Alvarez, D. J., & Rockwell, P. G. (2021). Trigger points: Diagnosis and management. Journal of Pain Research, 14, 945–957. https://www.dovepress.com/articles.php?article_id=63096
- Journal of Biomechanics. (2023). Effects of muscular shortening on thoracic force distribution and pain generation. https://www.jbiomech.com/article/S0021-9290(23)00099-0/fulltext
- Fass, R., & Achem, S. R. (2022). Diagnosis and management of noncardiac chest pain. American Journal of Gastroenterology, 117(3), 453–464. https://doi.org/10.14309/ajg.0000000000001627
- Occupational Medicine. (2023). Screen exposure and musculoskeletal chest pain in office workers. https://doi.org/10.1093/occmed/kqad002
- British Journal of Sports Medicine. (2023). The role of warm-up in preventing myofascial pain syndrome. https://doi.org/10.1136/bjsports-2023-106789
- Sleep Medicine Reviews. (2022). Short sleep duration and chronic musculoskeletal pain: A systematic review. https://doi.org/10.1016/j.smrv.2022.101741